Thaer, Albrecht
Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Zweite wohlfeile Original-Ausgabe. (Zweite Original-Ausgabe komplett mit allen 4 Bänden, Kupfertafeln und Tabellen.) (Second original complete-edition with all 4 volumes in red cutting edges and all engraphed plates and tables) (Deuxième original-édition complete avec tous les 4 volumes en tranches rouges et tous les planches gravés)
Berlin, Realschulbuchhandlung, 1811-12
Bemerkungen: Sehr seltene Originalausgabe eines Hauptwerkes der frühen Agrarwissenschaft Anfang des 18. Jhd. mit allen 4 Bänden und Tafelkupfern. Besitzervermerk des Grafen Friedrich zu Hegnenberg-Dux.
Beschreibung: 4 Bände im Original-Halbledereinband der Zeit mit Rotschnitt, goldgeprägten Rückenornamenten, rotgoldenen Rückenschildern und blaugoldenen Bandzahlschildern. Format/ Einband 24,5 x 20 cm. Band 1 245 S. mit 38 Tabellen (4 doppelseitig gefaltet) Wirtschafts- und Arbeitsberechnungen; Band 2 198 S. mit 24 zum Teil doppelseitig gefalteten Tabellen zur Ertragswirtschaft; Band 3 180 S. mit 1 Tabelle und einem Anhang von 13 mehrfach gefalteten Tafeln lithographierter Figuren zur Anordnung von landwirtschaftlichen Flächen im Land; Band 4 294 S. mit 1 Tabelle. In den Einbandsteegen bei den Bänden 1 und 2 jeweils eine kleine Wurmfraßspur, ansonsten alle Bände sehr gut erhalten mit wenigen Bereibungen und Bestoßungen. Papier in sehr gutem Erhaltungszustand, leicht gewellt, mit geringen Braunflecken und Wasserrändern auf wenigen Einzelseiten. Alle Bände, insbesondere der 1. mit Bleistiftanstreichungen und handschriftlichen Anmerkungen von alter Hand, die das Exemplar als tatsächliches Studienexemplar ausweisen. Insgesamt in sehr gutem Erhaltungszustand und völlig komplett.
Das Titelblatt des 4. Bands nennt zum Autor Albrecht Thaer: „Königlich preußischer Staatsrathe, der königl. preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der königl. westphäl. zu Göttingen, des kaiserl. franz. Instituts zu Amsterdam, des Ackerbauamts von Britannien, der Gesellschaft der naturforschenden Freunde zu Berlin und vieler ökonomischen Societäten Mitglied. Erbherr auf Mögelin.“ Albrecht Daniel Thaer, geb. am 14. Mai 1752 in Celle und gest. am 26. Oktober 1828 auf Gut Möglin bei Wriezen im Landkreis Oberbarnim (Brandenburg), war Polywissenschaftler und gilt als Begründer der Agrarwissenschaft. Als Sohn eines Arztes studierte er an der Universität Göttingen Medizin. Im Jahr 1774 kehrte er als Arzt nach Celle zurück. Aufgrund seines Erfolges wurde er Leibarzt von Georg III., dem Kurfürsten von Hannover. Nebenbei beschäftigte er sich mit Blumenzucht und Landwirtschaft. Im Jahr 1780 wurde Thaer in die Königlich-Kurfürstliche Landwirtschaftsgesellschaft berufen. Im Jahr 1786 heiratete er Philippine von Willich, Tochter des Vizepräsidenten am Celler Oberappellationsgericht Georg Wilhelm von Willich. Die 1788 geborene Tochter Caroline heiratete 1809 Georg Ernst Wilhelm Crome, der später Professor an der landwirtschaftlichen Akademie des Schwiegervaters wurde. Albrecht Thaer berichtete 1798 in einem ersten von drei Bänden über den beeindruckenden Stand der englischen Landwirtschaft: „Einleitung zur Kenntniß der englischen Landwirthschaft und ihrer neueren praktischen und theoretischen Fortschritte, in Rücksicht auf Vervollkommnung deutscher Landwirthschaft für denkende Landwirthe und Cameralisten“. Im Jahr 1802 gründete er in Celle in den Dammasch-Wiesen das erste deutsche Landwirtschaftliche Lehrinstitut (heute Thaers Garten). Dort erzielte er unter anderem mit der Fruchtwechselwirtschaft große Ertragssteigerungen. Im Jahr 1804 wechselte er in preußische Dienste. Im selben Jahr wurde ihm das Gut Möglin als erste deutsche landwirtschaftliche Akademie (Landwirtschaftliche Akademie Möglin) zur Verfügung gestellt. Sie hieß ab 1819 Königlich Preußische Akademie des Landbaus. Hier entwickelte Thaer sein Werk „Grundsätze der rationellen Landwirtschaft“ mit dem er zum Gründer der deutschen Agrarwissenschaft wurde. Im Jahr 1810 erhielt er eine Professur an der Universität Berlin. 1811 gründet er seine berühmte Schäferei („Wollmarktkönig“ wurde er genannt). Sein vorliegendes epochemachendes Hauptwerk der „Grundsätze“ erschien zuerst 1809 auf Pränumeration in Erstauflage, worauf der Verfasser in seinem Vorwort zur ersten Auflage amüsant Bezug nimmt. Es erfuhr verschiedene Auflagen und wurde in einige Sprachen übersetzt. Zu seinem 50-jährigen Promotionsjubiläum (1824) schrieb ihm Goethe ein Gedicht, Theodor Fontane berichtet in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ (Oderland ) ausführlich über ihn. Thaers Grabstätte befindet sich im Mögliner Gutspark. Seit 1952 besteht eine Albrecht-Thaer-Gesellschaft, die die agrarwissenschaftliche Erforschung des Raumes Niedersachsen zum Ziel hat. In seine wissenschaftliche Nachfolge trat später Albrecht Conrad Thaer, der am 6. August 1828 in Lüdersdorf (Provinz Brandenburg) als ältester Sohn von Albrecht Philipp Thaer und damit als Enkel von Albrecht Daniel Thaer geboren wurde (gest. am 13. Dezember 1906 in Gießen). Das Buch ist aus dem Vorbesitz des Grafen Friedrich zu Hegnenberg-Dux, der Gutsbesitzer und ein renommierter Politiker Bayers zur Kaiserzeit war.
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